Artist’s Statement: Reena Saini Kallat
Das Trennende und das Verbindende ziehen sich wie ein roter Faden durch das Werk von Reena Saini Kallat (*1973). Sie ist eine der Künstlerinnen, die das Kunstmuseum Wolfsburg bei der Ausstellung Facing India präsentiert hat.
Ihr geht es nicht nur um umkämpfte Territorialgrenzen, sondern auch um soziale und psychologische Barrieren. Trotz ihrer Stacheldrahtästhetik steht ihre Arbeit Woven Chronicle, eine aus Elektrokabeln geknüpfte Weltkarte, die Migrationsrouten weltweit nachvollzieht, nicht nur für internationale Grenzkonflikte, sondern fungiert auch als Netzwerkmetapher – ein Manifest der möglichen Kommunikation. Ganz in diesem Sinne lebt die Natur in Reena Saini Kallats Arbeiten vor, wozu der Mensch in Geschichte und Gegenwart nicht in der Lage ist: ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander, einen gelebten Pluralismus der Kulturen. So kreiert sie in ihren Hyphenated Lives eine Welt aus tierischen und pflanzlichen Hybriden, die sich aus der typischen Flora und Fauna zweier Konfliktländer zusammensetzt, seien es Indien und Pakistan oder Texas und Mexiko. Reena Saini Kallat benennt die Namenlosen und sieht im Rückblick die Chance auf den Blick nach vorn. So zögerte sie nicht, dem weiblichen Körper in Crease/Crevice/Contour die erlittene Gewalt während der indisch-pakistanischen Teilung 1947 als sichtbare Wunde hinzuschreiben und spricht sich deutlich für eine Kultur des Erinnerns statt des Schweigens aus.