Fernand Léger

Le rythme de la vie moderne (1911-1924)

29. 5. — 14. 8. 1994

Infos

Die Ausstel­lung, in enger Zusam­men­ar­beit mit dem Kunst­mu­seum Basel vorbe­reitet, gab keinen Überblick über das gesamte Werk von Fernand Léger (1881–19955), sondern konzen­trierte sich auf seine frühen Arbeiten. Zum ersten Mal wurden ausschließ­lich Légers kubis­ti­sche, mecha­ni­sche und klassi­sche Bilder aus der Periode von 1911 bis 1924 präsentiert.

Léger ist einer der großen Künstler der Moderne. Ihm gelingt es, ini seinen Werken eine Synthese von Leben, Kunstn und Gesell­schaft zu verwirk­li­chen. In seiner Formen­sprache wird eine neue Haltung sichtbar, die kompro­miss­lose Identi­fi­ka­tion mit dem Rhythmus des modernen Lebens und mit dem einfachen Mann von der Straße. Die Jahre 1911 bis 1924 sind ein Höhepunkt seines künst­le­ri­schen Schaffens.

Zu Beginn der Ausstel­lung wird der Weg zu den sogenannten ‘Contrastes de formes’, den plasti­schen Kontraksten von Blöcken, Röhren und Kugeln verfolgt. Durch die Erleb­nisse als Soldat im Ersten Weltkreis gibt Léger diese Art von Abstrak­tion auf. Der mecha­nisch, mit Massen vonMen­schen geführte Krieg verändert sein Weltbild völlig. Im Umgang mit Maschinen (Eisenbahn, Automobil, Filmka­mera, Maschi­nen­ge­wehr) wird die Wahrneh­mung mecha­ni­siert. Eines der frühesten Beispiele aus der mecha­ni­schen Periode (1917–1924) von Léger ist ‘Die Karten­spieler’ aus dem Rijks­mu­seum Kröller-Müller in Otterlo. Auf diesem Meister­werk, das selten außerhalb des Museums gezeigt wurde, sehen die Menschen wie Roboter aus. In der Nachkriegs­zeit malt Léger Bilder von objekt­haften Formen, die an Dampfer, Kräne, Bahnüber­gänge, Brücken, Propeller, Motoren, Zlinder, Kugel­lager und Zahnräder erinnern.

Die klaren Formen und leuch­tenden Farben des Bildes ‘Die Scheiben’ sind Elemente der Darstel­lung einer Maschine in Bewegung. Léger bildet keinen Motor ab, sondern er erfindet ihn mit Hilfe rein bildne­ri­scher Mittel. Auch ‘Die mecha­ni­schen Elemente’, eines seiner schönsten Werke, das sich in der Öffent­li­chen Kunst­samm­lung Basel befindet, ist ein dynami­sches Spiel von kontras­tie­renden Formen und Farben.

Für Léger war ein Bild ein schönes Objekt, das selbständig funktio­nieren muss. Das trifft im beson­deren zu auf die klassi­schen Figuren in ‘Das Frühstück’ und die später entstan­denen Menschen­ma­schinen. Für Léger bestand kein Unter­schied darin, ob er einen Menschen oder eine Maschine malte, da für ihn beide archi­tek­to­ni­sche Konstruk­tionen aus Farbe und Form waren.

In den Arbeiten der mecha­ni­schen Periode verwen­dete Léger filmische Techniken wie Weitwinkel, Nahauf­nahme, Schnitt und Rhythmik. Er war so faszi­niert von dem Medium Film, dass er an einigen Produk­tionen mitar­bei­tete  und 1924 seinen eigenen Film ‘Le ballet mécanique fertig­stellte. Dieser Kurzfilm, eine visuelle, rhyth­mi­sche Folge von Objekten, Figuren, Figuren­frag­menten und Maschi­nen­teilen wurde im Kunst­msueum Wolfsburg in die Ausstel­lung integriert; ebenso wie Légers Bühnen­bild-Entwürfe für das Schwe­di­sche Ballett in Paris.

Die Ausstel­lung Fernand Léger 1911–1924 Le rythme de la vie moderne umfasste etwa siebzig Ölbilder und Dutzend Gouachen. Eine zentrale Position in der Ausstel­lung nahm das Bild ‘Die Stadt’ aus dem Philadel­phia Museum of Art ein, das seit 1956 nicht mehr in Europa zu sehen war. Zur Ausstel­lung erschien im Prestel-Verlag ein Katalog mit Beiträgen von inter­na­tio­nalen Autoren.