Bart van der Leck
Maler der Moderne
Infos
Bart van der Leck, 1876 in Utrecht geboren, gehört neben Frank Kupka, Kasimir Malevich und Piet Mondrian zu den Künstlern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Weg von der figurativen Malerei über die ornamentale Stilisierung zur geometrischen Abstraktion gegangen sind. Der Maler Bart van der Leck ist auch heute, 35 Jahre nach seinem Tod, noch verhältnismäßig unbekannt. Zusammen mit Piet Mondrian und Theo van Doesburg gilt er als wichtigster Vertreter der Künstlergruppe De Stijl.
Das Kunstmuseum Wolfsburg zeigt jetzt, in Zusammenarbeit mit dem Kröller-Müller Museum in Otterlo, eine breitgefächerte Werkschau aus den unterschiedlichen Abeitsgebieten Bart van der Lecks. Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut, um so die Parallelen zwischen den verschiedenen Arbeitsgebieten deutlich zu machen: er malte, zeichnete, erstellte typographische Arbeiten, beschäftigte sich mit Kunstgewerbe, entwarf ein großes Bleiglasfenster, und er hatte Ideen und Pläne zur Verwendung von Farbe in der Architektur.
Das Werk Bart van der Lecks ist geprägt von Offenheit und Verständlichkeit. Farben und Formen, Maße und Materialien bilden eine überraschende Einheit und eine selbstverständliche Harmonie mit Vorstellunswelten im Grenzbereich von Figuration und Abstraktion, ohne sich eindeutig festzulegen.
Der Künstler gehört zu der Generation, welche die tiefgreifenden Veränderungen der Jahrhundertwende sehr bewusst miterlebte: das Wachsen von Orten zu Großstädten, die damit einhergehende Landflucht großer der Teile der Bevölkerung. Straßenbahnen, Autos und Flugzeuge zogen in das Alltagsleben ein, Geschwindigkeit und Bewegung wurden dessen selbstverständlicher Bestandteil. Neue Kommunikationsformen wie Telefon, Radio und eine immer aktivere Presse rückten die Ereignisse der Welt näher zusammen und ermöglichten einen wachsenden Zugewinn an Information und Wissen. Die veränderten Erwartungen an das Leben, an Wohnen und Arbeiten, an Freizeit und Erholung erforderten eine andere, eine offenere Architektur. Die neuen Bauweisen machten eine rasche Stadterweiterung möglich.
Bart van der Leck war ein genauer Beobachter dieser Entwicklung. Er sah die Menschen und die sie umgebenden Dinge. Er sah die Märkte in den Großstädten, die Arbeiter am Ende eines Arbeitstages vor dem Fabriktor und er sah, dass die Einführung neuer Transportmittel wie Bahn oder Flugzeug auch das Abschiednehmen mit sich brachte. Aber er sah auch die Natur, er achtete ihre Erhabenheit und war von ihr ebenso ergriffen wie die Künstlergeneration vor ihm, z. B. van Gogh.
Das Spezifische im Werk Bart van der Lecks liegt in der Suche nach einem Gleichgewicht zsichen den immer bedrohlicher werdenden Massen und dem Individuum mit seinen alltäglichen Belangen. Altes und Neues schieben sich wie transparente Folien übereinander, Details fallen weg, verschwinden im häufig weißen Hintergrund und zurück bleibt ein Bild, das nicht mehr in der Wirklichkeit verankert ist und doch zugänglich, offen für neue Gedanken.