Full House
Junge britische Kunst
Infos
Selten hat eine Künstlergeneration eines einzigen Landes das Interesse der internationalen Kunstwelt so auf sich gezogen oder dominiert, wie seit einiger Zeit die junge britische Szene. Sie ist Teil einer komplexen Kulturmaschinerie geworden, die mit Etikettierungen wie Brit-Pop, Brit-Film, Brit-Culture und jetzt auch Brit-Art die Kreativität einer Generation subsumiert und als uniformes Produkt in den Medien zirkulieren lässt. Die Wolfsburger Ausstellung gibt mit siebzehn ausgewählten Positionen zum ersten Mal in Deutschland einen umfassenden Überblick über eine aktuelle britische Kunstpraxis, die sich außerhalb akademischer und kunstimmanenter Fragestellungen der Moderne, mit ihren vielfältigen Ismen und Neo-Ismen bewegt.
Auch wenn sich diese Künstler ihrer geschichtlichen Vorbilder wie Bruce Nauman, Dan Graham, Nan Goldin, Andy Warhol, der britischen Pop Art und anderen bewusst sind, entwickeln sie doch in der gezeigten formalen Umsetzung in ihren Arbeiten eine subjektive Poesie und unbekümmerte Spontaneität, die das Lebensgefühl der MTV-Generation widerspiegelt. Viele der Arbeiten reflektieren direkt auf die konkreten Erfahrungen des alltäglichen Lebens, auf die Freizeitkultur mit ihrer ausgeprägten Musik- und Clubszene, auf Banalitäten und Normalitäten, auf das Nebeneinander kultureller und ethnischer Szenarien, auf die visuellen Bildwelten von Film, Fernsehen und Werbung, auf die veröffentlichte Sexualität oder die ökonomischen Bedingungen des Post-Thatcherismus. Es sind die Eindrücke und Prägungen der pulsierenden Metropolen wie London und Glasgow, die die Themen liefern, aber immer aus einem sehr privaten Blickwinkel, wie er jüngst auch in dem englischen Kinofilm „Train Spotting“ dokumentiert wurde. Auch wenn sich hier eine Gemeinsamkeit andeutet und viele der beteiligten Künstler untereinander durch Freundschaften und gemeinsame Projekte verbunden sind, ist jede Position für sich einzigartig und unverwechselbar. Die Wolfsburger Ausstellung zeigt die unterschiedlichen künstlerischen Interessen auf und verdeutlicht damit, dass das Englandphänomen nicht mit den gängigen Schablonenbegriffen und Klischees zu fassen ist. Obwohl „Full House“ eine Gruppenausstellung ist, werden alle Künstler ihren eigenen Raum bekommen, der integriert sein wird in eine Ausstellungsarchitektur, die den Charakter einer Großstadt symbolisiert.
Künstler: Richard Billingham, Christine Borland, Angela Bulloch, Jake & Dinos Chapman, Mat Collishaw, Tracey Emin, Angus Fairhurst, Douglas Gordon, Gary Hume, Abigail Lane, Sarah Lucas, Steve McQueen, Steven Pippin, Georgina Starr, Gillian Wearing, Jane & Louise Wilson, Sam Taylor-Wood
Katalog
Full House. Junge britische Kunst [Reader zur Ausstellung]
21 x 30 cm, 99 S.
Wolfsburg 1996
vergriffen