Zaha Hadid Lounge Wolfsburg
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Im Januar 2000 erkannte eine internationale Jury von Architekturexperten und von Vertretern der Stadt der irakischen Architektin Zaha Hadid (1950–2016) den ersten Preis für das in Wolfsburg geplante Science Center zu. Es entstand kurz darauf im Kunstmuseum Wolfsburg die Idee, Zaha Hadid zu einer architektonischen Intervention in das Museum einzuladen und als Koproduktion mit der Stadt Wolfsburg die Zaha Hadid Lounge Wolfsburg zu realisieren.
Die Architektur des geplanten Science Centers antizipierend, wird Hadid Ausstellungsräume des Museums temporär umgestalten. Das Kunstmuseum Wolfsburg, welches bislang keine reinen Architekturausstellungen präsentiert hat, möchte mit der Zaha Hadid Lounge neue Maßstäbe bei der Vermittlung architektonischer Visionen setzen. In den umgestalteten Ausstellungsräumen des Museums wird Architektur nicht nur über Modelle, Zeichnungen, Animationen und Gemälde veranschaulicht, sondern der Ausstellungsraum selbst gehört zur Architekturpräsentation und ergänzt die Rezeption der Exponate um eine räumlich erfahrbare Komponente.
Der obere Bereich der Ausstellungsräume wird den Museumsprojekten der Architektin gewidmet sein: Center for Contemporary Art in Cincinnati, Museum für Gegenwartskunst in Rom und dem Science Center in Wolfsburg.
Der untere Teil beherbergt die eigentliche Lounge, einen Aufenthaltsraum, der über ein kleines gastronomische Angebot verfügt und der Veranstaltungsort von vielerlei Aktivitäten sein soll, die von Lesungen, Vorträgen und Diskussion bis hin zu Musikevents reichen sollen. Der Zugang zur Lounge wird direkt vom Hollerplatz aus möglich sein und so die auf Transparenz angelegte Vermittlungsarbeit des Museums um einen neuen Aspekt bereichern. Der direkte Zugang zum Hollerplatz stellt ebenso einen urbanistischen Eingriff dar, welcher zu einer Belebung des Platzes in der Wolfsburger Innenstadt beitragen soll.
Wesentlicher Bestandteil der Lounge werden auch die von Hadid entworfenen Z‑scape-Möbel sein, die in Wolfsburg erstmals nicht nur als Ausstellungsstück zu sehen sein werden, sondern von den Besuchern der Lounge auch benutzt werden können.
Zaha Hadid, 1950 in Bagdad geboren, studierte von 1972 bis 1977 an der Architectural Association School (AA), London, Architektur. Nach ihrem Diplom wurde sie Büropartnerin des niederländischen Architekten Rem Koolhaas in dessen Office for Metropolitan Architecture (OMA) in Rotterdam. Überdies übernahm sie Lehrverpflichtungen an der Architectural Association.
Hadid hat im Rahmen von Wettbewerbsarbeiten, die immer Forschungscharakter hatten, die Grenzen des architektonischen Entwerfens ausgelotet. Gemälde und Zeichnungen waren insbesondere in der Frühphase ihres Schaffens wichtiges Medium für Untersuchungen bei ihrer Entwurfsarbeit. Ihre Arbeiten wurden seit einer Retrospektive im Jahr 1983 in der Architectural Association in London immer wieder in Ausstellungen in aller Welt gezeigt. Das Museum of Modern Art in New York, das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt am Main, das Museum of Modern Art in San Francisco und der Getty Trust in Los Angeles verfügen in ihren Sammlungen über Beispiele der Hadidschen Arbeit.
Mit dem ersten Preis, den sie bei dem Wettbewerb für The Peak, einem Freizeit- und Erholungszentrum in Hongkong 1983 erhielt, hat ihr Werk höchste internationale Anerkennung erfahren. In der Folge erhielt sie immer wieder erste Preise bei Wettbewerben, jedoch gelangten zunächst nur kleinere Projekte und Ausstellungsarchitekturen zur Realisierung. Das erste größere Projekt, welches Zaha Hadid ausführte, war das Feuerwehrhaus für den Möbelhersteller Vitra in Weil am Rhein, das 1993 eingeweiht wurde. Im gleichen Jahr konnte ein Wohngebäude fertiggestellt werden, welches die Architektin für die Internationale Bauausstellung in Berlin 1986 entworfen hatte. Im Jahr 1999 wurde ebenfalls in Weil am Rhein ein für die Landesgartenschau konzipierter Pavillon eröffnet. 1998 wurde Hadid beauftragt, das Zentrum für Moderne Kunst in Cincinnati zu entwerfen. Kurz darauf erhielt sie den Auftrag für das Museum für Gegenwartskunst in Rom und schließlich für das Science Center in Wolfsburg.
Obwohl die meisten ihrer jüngeren Arbeiten massive Gebäude sind, zeichnet Zaha Hadid sie immer als transparente Baukörper. Statt schwerer tektonischer Platten zeigt sie, wie der Raum durch den geschickten Umgang mit der Geometrie und der Struktur von seinen Grenzen befreit werden kann. Die Suche nach Kontinuität der architektonischen Landschaft entfaltet sich in den Verflechtungen offener Innenraumbereiche. Sehr häufig sind die Entwurfszeichnungen von Zaha Hadid als weiße Strichzeichnungen auf schwarzem Untergrund gefertigt. Die Arbeiten wirken wie Skizzen und sind für vielerlei Interpretationsmöglichkeiten offen. Der Architekturkritiker Aaron Betsky spricht in seiner Darstellung des Gesamtwerkes von Zaha Hadid von einer „lyrischen und gebärdenreichen Raumdurchdringung und abstrakter Offenheit“ ihrer jüngsten architektonischen Entwürfe.
Das Projekt Zaha Hadid Lounge Wolfsburg ist eine Koproduktion von Kunstmuseum Wolfsburg und der Stadt Wolfsburg und entstand in Kooperation mit Volkswagen.