Streamline. Amerikanisches Design 1930 bis 1955

16. 3. — 16. 6. 2002

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Das Kunst­mu­seum Wolfsburg hat in den fast acht Jahren seines Bestehens immer wieder auch die sogenannten angewandten Künste in sein Ausstel­lungs­pro­gramm integriert. So wurden beispiels­weise in der Ausstel­lung „Die Italie­ni­sche Metamor­phose, 1943 bis 1968“ Design­ob­jekte präsen­tiert und auch die Ausstel­lung „Avant­gar­de­robe. Kunst und Mode im 20. Jahrhun­dert“ widmete sich einem Zwischen­be­reich von Kunst und Design.

Die Ausstel­lung „Stream­line“ beschäf­tigt sich mit dem ameri­ka­ni­schen Indus­trie­de­sign zwischen 1930 und 1955 und vereint ca. 130 Exponate. Sie präsen­tiert Gebrauchs­ob­jekte wie Radios, Uhren, Haushalts­ge­gen­stände und Lampen sowie Entwurfs­zeich­nungen, Werbe­pla­kate, Fotogra­fien und Modelle.

Für die ameri­ka­ni­schen Indus­trie­de­si­gner der 1930er-Jahre war die Strom­li­ni­en­form das visuelle Symbol für die neue, am Fortschritts­glauben orien­tierte Indus­trie­kultur. Die USA erfuhren in diesen Jahren einen beinahe revolu­tio­nären sozial­öko­no­mi­schen Wandel von einer noch überwie­gend ländli­chen Gesell­schaft mit tradi­tio­nellen Werten wie Sparsam­keit und einem unerschüt­ter­li­chen Glauben an Religion, Ordnung und Obrigkeit hin zu einer städti­schen Gesell­schaft mit gelockerten Sozial­struk­turen und einer auf Massen­konsum ausge­rich­teten Wettbewerbsökonomie.

Der Stream­line-Style ist untrennbar mit den sozial­öko­no­mi­schen Mecha­nismen der Massen­pro­duk­tion und des Massen­kon­sums in den Jahren 1930 bis 1955 verbunden, einer Zeit, in der Jahr für Jahr neue Modelle auf den Markt gebracht wurden, um den Konsu­menten anzuspornen, auf dem glorrei­chen Weg des Fortschritt das alte Modell gegen das neue auszu­tau­schen. Dieser Stil wird deshalb als die Kunstform des indus­tri­ellen Kapita­lismus betrachtet. Seine Kennzei­chen sind glänzende, stark abgerun­dete und geschlos­sene Formen sowie horizon­tale Linien, um den Eindruck der Bewegung zu verstärken. Seine Vertreter waren besessen von der visuellen Symbolik der Hygiene und Gesund­heit und von direkten freudia­ni­schen Anspie­lungen auf Masku­linität und Sexua­lität. Die Formge­bung verweist auf Bewegung als Metapher für Fortschritt, darwi­nis­ti­sche Kraft und konstante Veränderung.