Streamline. Amerikanisches Design 1930 bis 1955
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Das Kunstmuseum Wolfsburg hat in den fast acht Jahren seines Bestehens immer wieder auch die sogenannten angewandten Künste in sein Ausstellungsprogramm integriert. So wurden beispielsweise in der Ausstellung „Die Italienische Metamorphose, 1943 bis 1968“ Designobjekte präsentiert und auch die Ausstellung „Avantgarderobe. Kunst und Mode im 20. Jahrhundert“ widmete sich einem Zwischenbereich von Kunst und Design.
Die Ausstellung „Streamline“ beschäftigt sich mit dem amerikanischen Industriedesign zwischen 1930 und 1955 und vereint ca. 130 Exponate. Sie präsentiert Gebrauchsobjekte wie Radios, Uhren, Haushaltsgegenstände und Lampen sowie Entwurfszeichnungen, Werbeplakate, Fotografien und Modelle.
Für die amerikanischen Industriedesigner der 1930er-Jahre war die Stromlinienform das visuelle Symbol für die neue, am Fortschrittsglauben orientierte Industriekultur. Die USA erfuhren in diesen Jahren einen beinahe revolutionären sozialökonomischen Wandel von einer noch überwiegend ländlichen Gesellschaft mit traditionellen Werten wie Sparsamkeit und einem unerschütterlichen Glauben an Religion, Ordnung und Obrigkeit hin zu einer städtischen Gesellschaft mit gelockerten Sozialstrukturen und einer auf Massenkonsum ausgerichteten Wettbewerbsökonomie.
Der Streamline-Style ist untrennbar mit den sozialökonomischen Mechanismen der Massenproduktion und des Massenkonsums in den Jahren 1930 bis 1955 verbunden, einer Zeit, in der Jahr für Jahr neue Modelle auf den Markt gebracht wurden, um den Konsumenten anzuspornen, auf dem glorreichen Weg des Fortschritt das alte Modell gegen das neue auszutauschen. Dieser Stil wird deshalb als die Kunstform des industriellen Kapitalismus betrachtet. Seine Kennzeichen sind glänzende, stark abgerundete und geschlossene Formen sowie horizontale Linien, um den Eindruck der Bewegung zu verstärken. Seine Vertreter waren besessen von der visuellen Symbolik der Hygiene und Gesundheit und von direkten freudianischen Anspielungen auf Maskulinität und Sexualität. Die Formgebung verweist auf Bewegung als Metapher für Fortschritt, darwinistische Kraft und konstante Veränderung.