Dark Mirror. Lateinamerikanische Kunst seit 1968
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Ein Totenschädel mit Clownsnase. Ein Fußball, über und über bedeckt mit Brustwarzen. Ameisen, die wie Aktivisten Flaggen und Friedenszeichen umhertragen. Che Guevara aus Suppenbohnen, Freud aus Schokoladensauce.
Mit der Ausstellung „Dark Mirror. Lateinamerikanische Kunst seit 1968” ermöglicht das Kunstmuseum Wolfsburg einen ebenso umfassenden wie dezidierten Blick auf die zeitgenössische Kunst Mittel- und Südamerikas.
Aus den reichen Beständen der Daros Latinamerica Collection in Zürich wurden 175 Arbeiten aller Gattungen ausgewählt – Installationen, Objekte, Gemälde, Fotografien, Papier- und Videoarbeiten. Werke von 41 Künstlerinnen und Künstlern aus zehn Ländern von Argentinien über Costa Rica und Kuba bis Uruguay lassen einen bildstarken Spannungsbogen erleben: von Vik Muniz‘ „Clown Skull” zu Miguel Angel Ríos Videoinstallation „A Morir”, einem Tanz auf Leben und Tod, der mit der Lakonie des frühen Jorge Luis Borges – „Zum Sterben braucht es nicht mehr, als dass einer lebt“ – menschliche Existenz fokussiert.
Amerika, das sind nicht nur die USA, sondern ebenso Mittel- und Südamerika. Genau um diesen zweiten, nicht weniger bedeutsamen Teil des (Kunst)Kontinents geht es „Dark Mirror”. In unserer ökonomisch und medial globalisierten Welt der Waren- und Datenströme gibt es keine Unschuld des Nichtwissens mehr – dennoch liegt Lateinamerika immer noch allzu wenig im Blickfeld Europas. Das Kunstmuseum Wolfsburg wird deshalb mit „Dark Mirror” explizit zum Ort künstlerischer Analyse und kreativer Erkenntnis dieses Kontinents, nicht selten gewürzt mit Ironie, (Sprach)Witz und schwarzem Humor, gespeist aus der größten und wichtigsten Sammlung der Kunst Lateinamerikas weltweit.
Der Titel „Dark Mirror” meint Geschichte und Gegenwart Lateinamerikas. Es geht um nachhaltige Spiegelblicke, die das ernste Spiel von Eigen- und Fremdwahrnehmung sichtbar machen. So steht Coca-Cola, das Getränk der GIs und der Wirtschaftswunderjahre, in Europa historisch vor allem für Freiheit und konsumorientierten Aufschwung. In Lateinamerika wird es gesellschaftspolitisch auch als Symbol einer ökonomischen Fremdherrschaft, der überwältigenden, alle Lebensbereiche bestimmenden Einflussnahme der USA gelesen. Antonio Caros lackierte Metalltafel, auf der „Colombia” in der unverwechselbaren Coca-Cola-Schrift weiß auf rot aufscheint, macht den größten Verbündeten der USA in Südamerika geradewegs zur amerikanischen Marke.
„Dark Mirror” geht es um intensive Kunsterfahrung, aber auch um geopolitische Spannungen, private und öffentliche Gewalt, Widerstand und Utopie sowie den menschlichen Körper als Aktionsfeld psychosozialer und gesellschaftlicher Konflikte.
Werke aus der Daros Latinamerica Collection
Mauricio Alejo – Álvaro Barrios – Luis Fernando Benedit – Eduardo Berliner – Luis Camnitzer – María Fernanda Cardoso – Antonio Caro – Donna Conlon – Nicola Costantino – Mario Cravo Neto – Antonio Dias – Gonzalo Díaz – Juan Manuel Echavarría – Iván Edeza – Paz Errázuriz – León Ferrari – René Francisco – Víctor Grippo – Alfredo Jaar – Charles Juhász-Alvarado – Guillermo Kuitca – Nelson Leirner – Marcos López – Jorge Macchi – Ana Mendieta – Priscilla Monge – Vik Muniz – Oscar Muñoz – Nadín Ospina – Fernando Pareja & Leidy Chavez – Manuel Piña – Liliana Porter – José Alejandro Restrepo – Miguel Angel Ríos – Miguel Ángel Rojas – Betsabeé Romero – Rosemberg Sandoval – Teresa Serrano – Melanie Smith – Liliana Vélez Jaramillo – Horacio Zabala