Jeppe Hein

This Way

15. 11. 2015 — 13. 3. 2016

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Wo geht es lang? Rechts, links oder geradeaus? Das wird im Herbst 2015 die bestim­mende Frage in der Ausstel­lung This Way des dänischen Künstlers Jeppe Hein (*1974) sein. Denn trotz des richtungs­wei­senden Titels nimmt Jeppe Hein dem Besucher genau diese Entschei­dung nicht ab. Kopf, Körper und Sinne sind in der großen Ausstel­lungs­halle des Kunst­mu­seums Wolfsburg gefordert, die sich in ein Labyrinth verwan­delt. In großen, kleinen, dreieckigen oder vieleckigen Räumen, auf engen oder breiten Wegen, in Sackgassen sowie auf Kreuzungen und Plätzen trifft der Besucher auf entschei­dende Werke Jeppe Heins und wird von neuen und ortspe­zi­fi­schen Arbeiten überrascht. Laut und leise, subtil und offensiv, schnell und langsam, spiri­tuell und materiell – mit Stimmungs- und Tempo­wech­seln lässt Jeppe Hein unter­schied­liche Energie­felder entstehen. Jeder Besucher hat die Freiheit, seinen indivi­du­ellen Weg durch dieses sinnliche Erfah­rungs­feld zu wählen.

Die Ausstel­lung im Kunst­mu­seum Wolfsburg bietet erstmals in Deutsch­land einen breiten Überblick über die Skulp­turen, Instal­la­tionen, Handlungs­räume und Papier­ar­beiten Jeppe Heins. Seine Werke bewegen sich zwischen Minima­lismus, Kinetik und Konzept­kunst und sozialer Plastik. Klare geome­tri­sche Formen wie Kreis, Kugel, Quadrat, Würfel, Rechteck oder Spirale sind seit den späten neunziger Jahren sein Vokabular; Spiegel, Stahl, Chrom, Glühbirnen, Neonlicht oder Elemente wie Wasser, Eis und Feuer seine Materia­lien. Für Jeppe Hein steht das Objekt jedoch nicht nur für sich selbst, es geht ihm vielmehr um die Idee eines erleb­baren Kunst­werkes. Der Rezipient soll seine Arbeiten nicht nur passiv betrachten, sondern aktiv erspüren, sie sogar aktivieren.

Täglich legen wir bewusst und unbewusst zahlreiche Wege zurück – nicht nur kleinere und größere Distanzen, sondern vor allem auch innere Wege. Oftmals verfallen wir dabei in eine Art Automa­tismus, verlieren den Kontakt zum Hier und Jetzt und zu uns selbst. This Way hält keine Antworten bereit, sondern setzt sich zum Ziel, in unserer chronisch überfor­derten Gesell­schaft auf der Suche nach einer Work-Life-Balance Raum für Resonanzerfah­rungen zu bieten. Ganz in diesem Sinne trans­por­tieren die Arbeiten Jeppe Heins Schwin­gungen, sei dies im wörtli­chen Sinne, indem sie Töne oder Frequenzen erzeugen, oder im übertra­genen Sinne als Empathie­er­fah­rung. Sie fördern den Dialog zwischen Werk, Betrachter und Umgebung und begegnen dem Wunsch nach sozialem Widerhall, der uns bei unseren Wegfin­dungs­pro­zessen permanent begleitet.

Dabei gewährt Jeppe Hein sehr persön­liche Einblicke, lässt den Besucher an seiner eigenen Wegsuche teilhaben. Seit seiner Burnout-Erkran­kung im Dezember 2009 setzt er sich mit Kernfragen unserer Existenz ausein­ander, die sich in seinem schonungslos ehrlichen und berüh­renden Aquarell-Tagebuch spiegeln, das Hunderte von Blättern umfasst und die Ausstel­lung konzep­tuell und im wörtli­chen Sinne rahmt. Mit diesen Arbeiten beginnen sich neue künst­le­ri­sche und spiri­tu­elle Kompo­nenten in seinem Werk abzuzeichnen. Sein Materi­al­spek­trum erweitert sich. Klang, Resonanz, Stille, Duft oder Atem prägen neue Arbeiten und lassen die Ausein­an­der­set­zung mit fernöst­li­chen Philo­so­phien und Praktiken wie dem Buddhismus, Yoga und der Medita­tion spürbar werden. Seine Arbeiten sensi­bi­li­sieren den Besucher für den Moment und holen ihn zurück ins Hier und Jetzt.

Katalog

Zur Ausstel­lung erschien ein Katalog (Deutsch /Englisch), heraus­ge­geben von Ralf Beil und Uta Ruhkamp, der in seinem Aufbau das Wegsystem von “This Way” spiegelt und zahlreiche Instal­la­ti­ons­an­sichten, ein umfas­sendes Interview mit Jeppe Hein sowie Beiträge von u.a. Peter Høeg, Finn Janning, Hartmut Rosa und Uta Ruhkamp enthält.

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