Virtuelle Ausstellung: Wie sieht es zwischen Nord- und Südkorea aus?
Im Dezember 2020 wollte das Kunstmuseum Wolfsburg eigentlich die Ausstellung Checkpoint. Grenzblicke aus Korea, kuratiert von Sungjung Kim, eröffnen, die das Real DMZ Project gemeinsam mit dem Koreanischen Kulturzentrum und dem Kunstmuseum Wolfsburg organisiert hat. Coronabedingt mussten wir sie auf unbestimmte Zeit verschieben.
Nun hat das Real DMZ Project – ein zeitgenössisches Kunst- und Forschungsprojekt – mit ausgewählten Werken eine virtuelle Ausstellung geschaffen, die sich der Demiliarisierten Zone (DMZ) widmet: einem vier Kilometer breiten und 248 Kilometer langen Streifen, der Nord- und Südkorea seit 1953 trennt. Sie ist nicht nur eine der bestgesichertsten Grenzen der Welt, sondern markiert auch auf einzigartige Weise eine ideologische, kulturelle und nicht zuletzt auch psychologische Trennung zwischen den beiden koreanischen Nationen.
Seit 2012 hat das Real DMZ Project an verschiedenen Orten auf der ganzen Welt Programme organisiert und durchgeführt, die eine Vielzahl von Themen im Zusammenhang mit Grenzfragen erforschen und Künstler*innen, Architekt*innen, Designer*innen und Wissenschaftler*innen dazu einladen, nicht nur die Geschichte, sondern auch die Gegenwart und Zukunft der DMZ kreativ zu erforschen. Während viele der Vorschläge und Projektionen der kreativen Denker*innen für die koreanische Grenze unrealisiert bleiben, weil der Zugang zur DMZ und zu Nordkorea weitgehend verboten ist, hat das Real DMZ Project die visionären Ideen und Konzepte der Künstler*innen virtuell umgesetzt.
Künstler*innen und Werke des virtuellen Spaziergangs
Die Reise beginnt mit Lee Buls Aubade V. Die Konstruktion des Werkes ist aus Metall gefertigt, das von Wachposten in der DMZ stammt, die 2018 nach einem Militärabkommen zwischen Nordkorea und Südkorea abgerissen wurden.
Es folgt Minouk Lims DMZ Portable Keeper. Die DMZ erlaubt es uns nicht, sie zu erfassen oder aufzuzeichnen. Aber es gibt ein Licht und einen Gesang, der nur in der Nacht zu sehen und zu hören ist – erzeugt von den DMZ Portable Keeper, wenn sie auf Minen, Waffen oder verlorene Seelen stoßen. Bewaffnet mit dem Klang, bewachen sie die DMZ.
Befestigt an einer orangefarbenen Stahllinie, die sich in die Landschaft erstreckt, ist One Two Three Swing! eine Schaukel, die für drei Personen Platz bietet. Die in Süd- und Nordkorea installierten Schaukeln funktionieren wie ein vom Menschen angetriebenes Pendel, das potenzielle Energie in eine gemeinsame Bewegung umwandelt, die vielleicht dazu genutzt werden kann, den Kurs des Planeten und unseren Weg als Gesellschaft zu verändern.
Das von Tobias Rehberger vorgeschlagene Duplex House geht auf den Prototypen eines Dorfhauses zurück, das beispielhaft für die Region Yangji-ri in Südkorea steht. Es ist konzipiert als Wohnhaus für eine nord- und eine südkoreanische Familie, wobei der Eingangsraum für die gemeinsame Vergangenheit steht, die getrennten Räume des ersten Obergeschosses das fortwährende gegenseitige Beäugen der beiden Nationen zeigen und das Dachgeschoss die gemeinsame Zukunft der beiden wiedervereinten Nationen repräsentiert.
Die letzte künstlerische Position stammt von Kyungah Ham. Als Erweiterung ihrer SMS(Sending Message Service)-Serie – von nordkoreanischen Näherinnen gefertigte Wandteppiche mit getarnten Botschaften, die von Brokern auf riskanten Hinterwegen in China diskret weitergegeben wurden –, entstanden Hams Bilder durch das Überschreiten physischer, politischer und psychologischer Grenzen: ein Versuch der verbotenen Kommunikation. Hier bringt die Künstlerin die Arbeit in einen dreidimensionalen Zeit-Raum. An der Grenze stehend stellt sie die Frage, die einst Teil getarnter Botschaften war: Are you lonely, too?
Veranstaltet von der Korean Foundation for International Cultural Exchange
Organisiert durch das Real DMZ Project, das Koreanische Kulturzentrum Berlin und das Kunstmuseum Wolfsburg
Gefördert durch das Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus
Kuratiert von Sunjung Kim
Diese Online-Ausstellung wurde im Rahmen von Traveling Korean Arts produziert.