Arnold Dreyblatt
Who's who in Central & East. Eine Hypertext-Oper
Infos
Künstlerische Leitung: Arnold Dreyblatt und Fred Pommerehn
Mit: Shelley Hirsch und The Orchestra of Excited Strings
Who’s Who in Central & East Europe 1933 ist eine zeitgenössische Inszenierung kollektiver und persönlicher Erinnerung. Sie basiert auf dem gleichnamigen Buch.
Arnold Dreyblatt fand die 1935 in englischer Sprache publizierte Ausgabe vor zehn Jahren in einem Antiquariat in Istanbul. Sie enthält über 10.000 Einzelbiografien von Menschen, die Mitte der dreißiger Jahre Bedeutung erlangten: Politiker, Künstler, Wissenschaftler, Journalisten, Beamte, Offiziere etc.; aus Albanien, Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland, Jugoslawien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei und der Türkei.
Tausende von Namen und Daten wurden in einem Computer gespeichert und werden im Verlauf des Stückes sukzessive aufgerufen. Vergessene Informationen werden rekonstruiert, Lebenswege nachgezeichnet, menschliche Schicksale neu erzählt.
Unter der Leitung des Komponisten führt ein Ensemble von sechs Instrumentalisten, einer Sängerin und drei Vokalisten die Komposition ‘Who’s who’ auf. Bruchstücke persönlicher Geschichte, gesungen und gesprochen, tauchen aus dem “Meer” des biografischen Materials auf.
Private Amateurfotos und ‑filme, sowie dokumentarisches Tonmaterial, aus Archiven und persönlichen Sammlungen wurden für diese sogenannte “Hypertext-Oper” zusammengestellt.
Die rekonstruierten Bilder und Fragmente von Computertexten erscheinen live auf eine Gaze projiziert. Durch Licht und Schatten werden die Darsteller dahinter sichtbar und in die Projektionen integriert. Als Kontrast zu dem Bühnengeschehen aus Musik, Text und Bildern, schaffen es die authentischen Tonaufnahmen duch punktuell eingesetzte Tonquellen eine “Klangumgebung”.
Der Bühnenraum von ‘Who’s Who in Central & East Europe 1933 ist durch dünne Wände und Leinwände in Zonen geteilt. Personen und Objekte sind so zwischen diesen Wänden plaziert, wie zwischen den Seiten eines Buches. Ein feiner Schleier trennt die Bühne vom Zuschauerraum. Sie ist Hauptprojektionsfläche und Trennung zugleich und verdeckt das, was hinter ihr liegt. Sie lässt die Darsteller als Schatten erscheinen und wieder verschwinden. Es scheint so, als existiere nichts wirklich dahinter, als sei dort kein Raum, nur eine Fläche mit Projektionen, ähnlich wie im Kino.
Die Welturaufführung von ‘Who’s Who in Central & East Europe 1933’ fand 1991 als Abschluss und Höhepunkt des Festivals “Inventionen ‘91” in Berlin statt. Im März 1991 eröffnete ‘Who’s Who’ das Festival “Töne und Gegentöne” in der Wiener Secession. Im Rahmen der Reihe “Grenzgänge” folgten Aufführungen in München und Dresden.
1992 gewann die Produktion den “Philip Morris Kunstpreis”.
1994 wurde eine Version in tschechischer Sprache beim “Berlin – Dnes a Tady”-Festival gezeigt.