Barbara Kasten

Works

21. 3. — 8. 11. 2020

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Die US-ameri­ka­ni­sche Künst­lerin Barbara Kasten (*1936, lebt und arbeitet in Chicago) wird im Kunst­mu­seum Wolfsburg erstmalig in Europa mit einer musealen Überblicks­aus­stel­lung geehrt. Die als artist’s artist zu bezeich­nende Künst­lerin hat innerhalb der vergan­genen fünf Jahrzehnte ein beein­dru­ckendes Werk geschaffen, in dessen Zentrum ihre abstrakten Fotogra­fien stehen. Obwohl Arbeiten von Barbara Kasten schon in zahlrei­chen Einzel- und Gruppen­aus­stel­lungen in den USA und auch verein­zelt in Europa zu sehen waren und sich Werke von ihr in bedeu­tenden Sammlungen befinden (u. a. MoMA, New York; Tate Modern, London; Centre Pompidou, Paris), war ihr Œuvre in Europa bisher nur verein­zelt zu sehen. Die Schau Barbara Kasten. Works präsen­tiert nun erstmalig einen umfas­senden Überblick – von frühen Fotogrammen, über ihre konstruk­ti­vis­ti­schen Fotogra­fien bis hin zu neuesten instal­la­tiven Videoarbeiten.

Barbara Kasten setzte sich zunächst in den 1960er-Jahren in Deutsch­land mit den Ideen des Bauhauses sowie mit der Haltung der Moderne gegenüber Raum, Bühne und Archi­tektur ausein­ander. Als sie gegen Ende der 1960er-Jahre in die USA zurück­kehrte, konzen­trierte sie sich dort auf die Entwick­lung ihrer Fiber­glas­skulp­turen. Darüber hinaus begann sie mit alter­na­tiven Fototech­niken zu experi­men­tieren, insbe­son­dere der Cyano­typie. Ihr zentrales Anliegen war es dabei, das Medium Fotografie in ein maleri­sches Konzept zu überführen.

Wichtigste Medien der Insze­nie­rung sind für Barbara Kasten Licht und Schatten. Die verwen­deten Alltags­ma­te­ria­lien werden innerhalb ihrer zwischen 1979 und 1986 entstan­denen Serie der Constructs zunächst in Schwarz-Weiß-Ästhetik, später durch spezi­fi­sche, meist buntfar­bige Beleuch­tung insze­niert und dadurch ihrer Alltäg­lich­keit enthoben. Parallel dazu begann sie 1984 ihre analoge Fotografie-Serie der Archi­tec­tural Sites (1984–1987). Für real existie­renden Gebäude wie das World Finanical Center oder das Whitney Museum of American Art baute sie mit den Mitteln der Fotografie quasi vor Ort eine „Bühne“, um dies ebenfalls in geradezu surrealem Licht zu insze­nieren. Ergebnis dieser künst­le­ri­schen Unter­su­chung sind großfor­ma­tige, nahezu abstrakte, intensiv buntfar­bige Fotogra­fien, in denen Illusion und Realität mitein­ander verschmelzen.

In den letzten Jahren entstanden auch Videos von Barbara Kasten mit der künst­le­ri­schen Intention, die räumliche Illusion des Videos durch die Einbe­zie­hung von realen Raumob­jekten zu steigern. Ihre Videos werden wiederum auf Skulp­turen proji­ziert, um eine Verschmel­zung unter­schied­li­cher Zeit- und Raummodi zu erreichen – zwischen der Statik der Skulptur einer­seits und der zeitba­sierten Reprä­sen­ta­tion ihrer selbst im Video anderer­seits. In ihren neuesten Arbeiten verfolgt sie somit diese Strategie weiter, indem sie die Fotografie in ihre skulp­tu­ralen Reliefs integriert und auf diese Weise neue hybride Objekte entstehen lässt. 

Das Werk von Barbara Kasten stellt eine geradezu singuläre Position im inter­na­tio­nalen Kunst­be­trieb dar. Gerade in Zeiten von Photoshop und den unbegrenzt erschei­nenden Möglich­keiten der digitalen Manipu­la­tion von Bildern stehen ihre Werke für eine Avant­garde-Position des Analogen, die vor allem für eine jüngere Genera­tion von Künstler*innen inspi­rie­rend ist.

Die Ausstel­lung wird begleitet von einer zweispra­chigen Publi­ka­tion (engl./dt.) im Verlag der Buchhand­lung Walther König (gestaltet von dem Berliner Design­studio Ta-Trung), die mit Texten von Andreas Beitin, Carol S. Eliel , Elena Engelbrechter, Anette Hüsch, Alex Klein, Magdalena Kröner sowie einem umfang­rei­chen Interview mit der Künst­lerin einen vertie­fenden Einblick in das umfang­reiche Schaffen von Barbra Kasten bietet.

Kurator
Andreas Beitin

Kurato­ri­sche Assistenz
Elena Engelbrechter
Birte Hinrichsen

Medien­partner
Koope­ra­ti­ons­partner

Publikation

Magazin

Presse

Die bei uns viel zu wenig bekannte Künst­lerin scheint keine medialen Grenzen zu kennen.

Monopol, Jens Hinrichsen, 1.6.2020

Unter einer scheinbar dekora­tiven Oberfläche tun sich Fragen auf, die man auf den ersten Blick kaum vermutet hätte.

Hanno­ver­sche Allge­meine Zeitung, Stefan Arndt, 18.5.2020

Das surreale Vexxier­spiel von Refle­xionen und farbigem Licht hielt Kasten fotogra­fisch fest. Das Ergebnis ist spekta­kulär: Innen und außen, oben und unten, Gebäude und Umfeld geraten kalei­do­sko­partig in Bewegung und setzen sich neu zusammen. Mit analogen Mitteln nimmt Kasten fast prophe­tisch die uendli­chen Möglich­keiten der digitalen Welt vorweg.

Braun­schweiger Zeitung, Florian Arnold, 13.5.2020

So zeigt es sich auch in ihren Fotogra­fien von Plexi­glas­platten, deren Abnut­zungs­spuren sie fast in poeti­sches Licht setzt. Was ist reale Materia­lität, was ist raffi­nierter Lichteffekt?

Wolfs­burger Nachrichten, Eva Nick, 28.4.2020

Barbara Kasten is one of the most intri­guing and influ­en­tial photo­gra­phic artists of the past 50 years.

LUX Magazine, Millie Walton, 1.5.2020

Seit einem halben Jahrhun­dert erschafft Kasten ihre vielfach gestaf­felten Volumina, die nur im Bild oder als Projek­tion existieren, lässt darin große Struk­turen und Kratzer überdeut­lich hervor­treten oder treibt Reflexion ins Extrem. In den USA wird sie dafür gefeiert.

art, Sandra Danicke, 1.4.2020