Barbara Kasten
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Die US-amerikanische Künstlerin Barbara Kasten (*1936, lebt und arbeitet in Chicago) wird im Kunstmuseum Wolfsburg erstmalig in Europa mit einer musealen Überblicksausstellung geehrt. Die als artist’s artist zu bezeichnende Künstlerin hat innerhalb der vergangenen fünf Jahrzehnte ein beeindruckendes Werk geschaffen, in dessen Zentrum ihre abstrakten Fotografien stehen. Obwohl Arbeiten von Barbara Kasten schon in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in den USA und auch vereinzelt in Europa zu sehen waren und sich Werke von ihr in bedeutenden Sammlungen befinden (u. a. MoMA, New York; Tate Modern, London; Centre Pompidou, Paris), war ihr Œuvre in Europa bisher nur vereinzelt zu sehen. Die Schau Barbara Kasten. Works präsentiert nun erstmalig einen umfassenden Überblick – von frühen Fotogrammen, über ihre konstruktivistischen Fotografien bis hin zu neuesten installativen Videoarbeiten.
Barbara Kasten setzte sich zunächst in den 1960er-Jahren in Deutschland mit den Ideen des Bauhauses sowie mit der Haltung der Moderne gegenüber Raum, Bühne und Architektur auseinander. Als sie gegen Ende der 1960er-Jahre in die USA zurückkehrte, konzentrierte sie sich dort auf die Entwicklung ihrer Fiberglasskulpturen. Darüber hinaus begann sie mit alternativen Fototechniken zu experimentieren, insbesondere der Cyanotypie. Ihr zentrales Anliegen war es dabei, das Medium Fotografie in ein malerisches Konzept zu überführen.
Wichtigste Medien der Inszenierung sind für Barbara Kasten Licht und Schatten. Die verwendeten Alltagsmaterialien werden innerhalb ihrer zwischen 1979 und 1986 entstandenen Serie der Constructs zunächst in Schwarz-Weiß-Ästhetik, später durch spezifische, meist buntfarbige Beleuchtung inszeniert und dadurch ihrer Alltäglichkeit enthoben. Parallel dazu begann sie 1984 ihre analoge Fotografie-Serie der Architectural Sites (1984–1987). Für real existierenden Gebäude wie das World Finanical Center oder das Whitney Museum of American Art baute sie mit den Mitteln der Fotografie quasi vor Ort eine „Bühne“, um dies ebenfalls in geradezu surrealem Licht zu inszenieren. Ergebnis dieser künstlerischen Untersuchung sind großformatige, nahezu abstrakte, intensiv buntfarbige Fotografien, in denen Illusion und Realität miteinander verschmelzen.
In den letzten Jahren entstanden auch Videos von Barbara Kasten mit der künstlerischen Intention, die räumliche Illusion des Videos durch die Einbeziehung von realen Raumobjekten zu steigern. Ihre Videos werden wiederum auf Skulpturen projiziert, um eine Verschmelzung unterschiedlicher Zeit- und Raummodi zu erreichen – zwischen der Statik der Skulptur einerseits und der zeitbasierten Repräsentation ihrer selbst im Video andererseits. In ihren neuesten Arbeiten verfolgt sie somit diese Strategie weiter, indem sie die Fotografie in ihre skulpturalen Reliefs integriert und auf diese Weise neue hybride Objekte entstehen lässt.
Das Werk von Barbara Kasten stellt eine geradezu singuläre Position im internationalen Kunstbetrieb dar. Gerade in Zeiten von Photoshop und den unbegrenzt erscheinenden Möglichkeiten der digitalen Manipulation von Bildern stehen ihre Werke für eine Avantgarde-Position des Analogen, die vor allem für eine jüngere Generation von Künstler*innen inspirierend ist.
Die Ausstellung wird begleitet von einer zweisprachigen Publikation (engl./dt.) im Verlag der Buchhandlung Walther König (gestaltet von dem Berliner Designstudio Ta-Trung), die mit Texten von Andreas Beitin, Carol S. Eliel , Elena Engelbrechter, Anette Hüsch, Alex Klein, Magdalena Kröner sowie einem umfangreichen Interview mit der Künstlerin einen vertiefenden Einblick in das umfangreiche Schaffen von Barbra Kasten bietet.
Kurator
Andreas Beitin
Kuratorische Assistenz
Elena Engelbrechter
Birte Hinrichsen
Publikation
Magazin
Presse
Die bei uns viel zu wenig bekannte Künstlerin scheint keine medialen Grenzen zu kennen.
Monopol, Jens Hinrichsen, 1.6.2020
Unter einer scheinbar dekorativen Oberfläche tun sich Fragen auf, die man auf den ersten Blick kaum vermutet hätte.
Hannoversche Allgemeine Zeitung, Stefan Arndt, 18.5.2020
Das surreale Vexxierspiel von Reflexionen und farbigem Licht hielt Kasten fotografisch fest. Das Ergebnis ist spektakulär: Innen und außen, oben und unten, Gebäude und Umfeld geraten kaleidoskopartig in Bewegung und setzen sich neu zusammen. Mit analogen Mitteln nimmt Kasten fast prophetisch die uendlichen Möglichkeiten der digitalen Welt vorweg.
Braunschweiger Zeitung, Florian Arnold, 13.5.2020
So zeigt es sich auch in ihren Fotografien von Plexiglasplatten, deren Abnutzungsspuren sie fast in poetisches Licht setzt. Was ist reale Materialität, was ist raffinierter Lichteffekt?
Wolfsburger Nachrichten, Eva Nick, 28.4.2020
Barbara Kasten is one of the most intriguing and influential photographic artists of the past 50 years.
LUX Magazine, Millie Walton, 1.5.2020
Seit einem halben Jahrhundert erschafft Kasten ihre vielfach gestaffelten Volumina, die nur im Bild oder als Projektion existieren, lässt darin große Strukturen und Kratzer überdeutlich hervortreten oder treibt Reflexion ins Extrem. In den USA wird sie dafür gefeiert.
art, Sandra Danicke, 1.4.2020