Bart van der Leck

Maler der Moderne

16. 12. 1994 — 26. 2. 1995

Infos

Bart van der Leck, 1876 in Utrecht geboren, gehört neben Frank Kupka, Kasimir Malevich und Piet Mondrian zu den Künstlern, die zu Beginn des 20. Jahrhun­derts den Weg von der figura­tiven Malerei über die ornamen­tale Stili­sie­rung zur geome­tri­schen Abstrak­tion gegangen sind. Der Maler Bart van der Leck ist auch heute, 35 Jahre nach seinem Tod, noch verhält­nis­mäßig unbekannt. Zusammen mit Piet Mondrian und Theo van Doesburg gilt er als wichtigster Vertreter der Künst­ler­gruppe De Stijl.

Das Kunst­mu­seum Wolfsburg zeigt jetzt, in Zusam­men­ar­beit mit dem Kröller-Müller Museum in Otterlo, eine breit­ge­fä­cherte  Werkschau aus den unter­schied­li­chen Abeits­ge­bieten Bart van der Lecks. Die Ausstel­lung ist chrono­lo­gisch aufgebaut, um so die Paral­lelen zwischen den verschie­denen Arbeits­ge­bieten deutlich zu machen: er malte, zeichnete, erstellte typogra­phi­sche Arbeiten, beschäf­tigte sich mit Kunst­ge­werbe, entwarf ein großes Bleiglas­fenster, und er hatte Ideen und Pläne zur Verwen­dung von Farbe in der Archi­tektur.

Das Werk Bart van der Lecks ist geprägt von Offenheit und Verständ­lich­keit. Farben und Formen, Maße und Materia­lien bilden eine überra­schende Einheit und eine selbst­ver­ständ­liche Harmonie mit Vorstell­uns­welten im Grenz­be­reich von Figura­tion und Abstrak­tion, ohne sich eindeutig festzulegen.

Der Künstler gehört zu der Genera­tion, welche die tiefgrei­fenden Verän­de­rungen der Jahrhun­dert­wende sehr bewusst miter­lebte: das Wachsen von Orten zu Großstädten, die damit einher­ge­hende Landflucht großer der Teile der Bevöl­ke­rung. Straßen­bahnen, Autos und Flugzeuge zogen in das Alltags­leben ein, Geschwin­dig­keit und Bewegung wurden dessen selbst­ver­ständ­li­cher Bestand­teil. Neue Kommu­ni­ka­ti­ons­formen wie Telefon, Radio und eine immer aktivere Presse rückten die Ereig­nisse der Welt näher zusammen und ermög­lichten einen wachsenden Zugewinn an Infor­ma­tion und Wissen. Die verän­derten Erwar­tungen an das Leben, an Wohnen und Arbeiten, an Freizeit und Erholung erfor­derten eine andere, eine offenere Archi­tektur. Die neuen Bauweisen machten eine rasche Stadt­er­wei­te­rung möglich.

Bart van der Leck war ein genauer Beobachter dieser Entwick­lung. Er sah die Menschen und die sie umgebenden Dinge. Er sah die Märkte in den Großstädten, die Arbeiter am Ende eines Arbeits­tages vor dem Fabriktor und er sah, dass die Einfüh­rung neuer Trans­port­mittel wie Bahn oder Flugzeug auch das Abschied­nehmen mit sich brachte. Aber er sah auch die Natur, er achtete ihre Erhaben­heit und war von ihr ebenso ergriffen wie die Künst­ler­ge­nera­tion vor ihm, z. B. van Gogh.

Das Spezi­fi­sche im Werk Bart van der Lecks liegt in der Suche nach einem Gleich­ge­wicht zsichen den immer bedroh­li­cher werdenden Massen und dem Indivi­duum mit seinen alltäg­li­chen Belangen. Altes und Neues schieben sich wie trans­pa­rente Folien überein­ander, Details fallen weg, verschwinden im häufig weißen Hinter­grund und zurück bleibt ein Bild, das nicht mehr in der Wirklich­keit verankert ist und doch zugäng­lich, offen für neue Gedanken.