Dark Mirror. Lateinamerikanische Kunst seit 1968

27. 9. 2015 — 31. 1. 2016

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Ein Toten­schädel mit Clowns­nase. Ein Fußball, über und über bedeckt mit Brust­warzen. Ameisen, die wie Aktivisten Flaggen und Friedens­zei­chen umher­tragen. Che Guevara aus Suppen­bohnen, Freud aus Schokoladensauce.

Mit der Ausstel­lung „Dark Mirror. Latein­ame­ri­ka­ni­sche Kunst seit 1968” ermög­licht das Kunst­mu­seum Wolfsburg einen ebenso umfas­senden wie dezidierten Blick auf die zeitge­nös­si­sche Kunst Mittel- und Südamerikas.

Aus den reichen Beständen der Daros Latin­ame­rica Collec­tion in Zürich wurden 175 Arbeiten aller Gattungen ausge­wählt – Instal­la­tionen, Objekte, Gemälde, Fotogra­fien, Papier- und Video­ar­beiten. Werke von 41 Künst­le­rinnen und Künstlern aus zehn Ländern von Argen­ti­nien über Costa Rica und Kuba bis Uruguay lassen einen bildstarken Spannungs­bogen erleben: von Vik Muniz‘ „Clown Skull” zu Miguel Angel Ríos Video­in­stal­la­tion „A Morir”, einem Tanz auf Leben und Tod, der mit der Lakonie des frühen Jorge Luis Borges – „Zum Sterben braucht es nicht mehr, als dass einer lebt“ – mensch­liche Existenz fokussiert.

Amerika, das sind nicht nur die USA, sondern ebenso Mittel- und Südame­rika. Genau um diesen zweiten, nicht weniger bedeut­samen Teil des (Kunst)Kontinents geht es „Dark Mirror”. In unserer öko­nomisch und medial globa­li­sierten Welt der Waren- und Daten­ströme gibt es keine Unschuld des Nicht­wis­sens mehr – dennoch liegt Latein­ame­rika immer noch allzu wenig im Blickfeld Europas. Das Kunst­mu­seum Wolfsburg wird deshalb mit „Dark Mirror” explizit zum Ort künst­le­ri­scher Analyse und kreativer Erkenntnis dieses Konti­nents, nicht selten gewürzt mit Ironie, (Sprach)Witz und schwarzem Humor, gespeist aus der größten und wichtigsten Sammlung der Kunst Latein­ame­rikas weltweit.

Der Titel „Dark Mirror” meint Geschichte und Gegenwart Latein­ame­rikas. Es geht um nachhal­tige Spie­gelblicke, die das ernste Spiel von Eigen- und Fremd­wahr­neh­mung sichtbar machen. So steht  Coca-Cola, das Getränk der GIs und der Wirtschafts­wun­der­jahre, in Europa histo­risch vor allem für Freiheit und konsum­ori­en­tierten Aufschwung. In Latein­ame­rika wird es gesell­schafts­po­li­tisch auch als Symbol einer ökono­mi­schen Fremd­herr­schaft, der überwäl­ti­genden, alle Lebens­be­reiche bestim­menden Ein­flussnahme der USA gelesen. Antonio Caros lackierte Metall­tafel, auf der „Colombia” in der unver­wechselbaren Coca-Cola-Schrift weiß auf rot aufscheint, macht den größten Verbün­deten der USA in Südame­rika gerade­wegs zur ameri­ka­ni­schen Marke.

„Dark Mirror” geht es um intensive Kunst­er­fah­rung, aber auch um geopo­li­ti­sche Spannungen, private und öffent­liche Gewalt, Wider­stand und Utopie sowie den mensch­li­chen Körper als Aktions­feld psy­chosozialer und gesell­schaft­li­cher Konflikte.

Werke aus der Daros Latinamerica Collection

Mauricio Alejo – Álvaro Barrios  – Luis Fernando Benedit – Eduardo Berliner  – Luis Camnitzer – María Fernanda Cardoso – Antonio Caro – Donna Conlon – Nicola Costan­tino – Mario Cravo Neto – Antonio Dias – Gonzalo Díaz – Juan Manuel Echavarría – Iván Edeza – Paz Errázuriz – León Ferrari – René Francisco – Víctor Grippo – Alfredo Jaar – Charles Juhász-Alvarado – Guillermo Kuitca – Nelson Leirner – Marcos López – Jorge Macchi – Ana Mendieta – Priscilla Monge – Vik Muniz – Oscar Muñoz – Nadín Ospina – Fernando Pareja & Leidy Chavez – Manuel Piña – Liliana Porter – José Alejandro Restrepo – Miguel Angel Ríos – Miguel Ángel Rojas – Betsabeé Romero – Rosemberg Sandoval – Teresa Serrano – Melanie Smith – Liliana Vélez Jaramillo – Horacio Zabala

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