František Kupka

Die abstrakten Farben des Universums

11. 10. 1997 — 4. 1. 1998

Infos

Mit dieser Ausstel­lung stellt das Kunst­mu­seum Wolfsburg den großen tsche­chi­schen Moder­nisten František Kupka vor, der dem größeren Publikum in Deutsch­land so gut wie unbekannt ist und dessen letzte Ausstel­lung zwanzig Jahre zurück­liegt. Unsere Ausstel­lung bietet die seltene Gelegen­heit, seine Kunst neu zu unter­su­chen. Tatsäch­lich war Kupka der erste Künstler, der gänzlich abstrakte Bilder ausstellte. Dennoch ist der Beitrag Kupkas zur Kunst des 20. Jahrhun­derts bis heute nicht ausrei­chend gewürdigt worden, obwohl sein Name häufig im Zusam­men­hang mit Kandinsky, Malewitsch und Mondrian genannt wird.

Gezeigt werden Meister­werke aus der Zeit vor 1932, einer Periode in der er den aufre­genden Übergang vom Figura­tiven zum Abstrakten bewältigt. Ein faszi­nie­rendes Netzwerk von inein­ander in Beziehung stehenden Themen – organi­sches Wachstum, kosmische Vorstel­lungen, spiri­tu­elle Wahrheiten, archi­tek­to­ni­sche und musika­li­sche Formen – werden in Kupkas brillant kolorierten Gemälden deutlich. Kupkas künst­le­ri­sche Arbeit, genau wie sein Denken, sind komplex und holis­tisch. In kompli­zierten Serien bewegte sich Kupkas abstraktes Vokabular von Bild zu Bild von geome­tri­schen zu organi­schen zu amorphen Formen. Das Mikroskop und das Teleskop faszi­nierten und inspi­rierten ihn und er empfand keinen Konflikt zwischen wissen­schaft­li­chen, geistigen und ästhe­ti­schen Struk­turen. Seine Abstrak­tion ist Teil der großen kreativen Rhythmen der Natur. Aus diesem Blick­winkel gesehen nehmen wir in der heutigen wissen­schaft­li­chen Forschung, z. B. der Chaos­theorie und der fraktalen Geometrie, neue Denkformen wahr, die die Abstrak­tion Kupkas beleuchten und uns erlauben, seine Arbeit neu einzu­schätzen. Es handelt sich um alter­na­tive intel­lek­tu­elle Modelle, die die konven­tio­nelle Betrach­tungs­weise abstrakter Kunst generell herausfordern.

Die Ausstel­lung wurde vom Kunst­mu­seum Wolfsburg initiiert und in Zusam­men­ar­beit mit Dorothy Kosinski, The Barbara Thomas Lemmon Curator of European Art am Dallas Museum of Art sowie mit der Natio­nal­ga­lerie in Prag, die die bedeu­tendsten Werke dieses Künstlers besitzt, erarbeitet. Ihre erste Station hatte die Ausstel­lung im Dallas Museum of Art, wo sie großen Publi­kums­zu­spruch erhielt; sie wird ab Februar 1998 nach der Wolfs­burger Präsen­ta­tion in Prag zu sehen sein.

Der Katalog enthält eine reich bebil­derte Biografie des Künstlers, prägnante Einfüh­rungen zu Haupt­werken und Werkgruppen und eine ausge­wählte und kommen­tierte Biblio­grafie. Der Essay „Ein Wanderer zwischen Chaos und Ordnung“ von Jaroslav Anděl, dem Direktor der Modernen Sammlung der Natio­nal­ga­lerie Prag, befasst sich mit Kupkas Faszi­na­tion für vielfäl­tige natur­wis­sen­schaft­liche Frage­stel­lungen; ein Auszug aus Benoît B. Mandel­brots „Die fraktale Geometrie der Natur“ stellt den direkten wissen­schaft­lich-mathe­ma­ti­schen Bezug her; Dorothy Kosinskis Essay „Die Rezeption Kupkas: Identität und Anders­heit“ erläutert die Margi­na­li­sie­rung Kupkas in den Ideen, welche die Debatten des Moder­nismus und der Abstrak­tion in der Kunst­ge­schichte des 20. Jahrhun­derts dominiert haben. Der Text von Pierre Brullé und Marketa Thein­hardt „Malen trotz allem: František Kupka über die Erfindung in den plasti­schen Künsten“ bietet eine unschätz­bare Führung durch Kupkas Schriften.

Katalog
František Kupka. Die abstrakten Farben des Universums/Painting the Universe. Pioneer in Abstrac­tion
(Ausgaben in Deutsch, Englisch und Tsche­chisch)
Texte von Jaroslav Anděl, Franziska Baetcke, Laurence Lyon Blum, Pierre Brullé, Dorothy Kosinski, Benoît B. Mandel­brot und Marketa Thein­hardt
22,5 x 30 cm, 220 S., 124 s/w und 79 farbige Abb.
Verlag Gerd Hatje, Ostfil­dern-Ruit 1997
ISBN 3–7757-0692–5 (deutsche Ausgabe)
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