Jörg Immendorff
Bild mit Geduld
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Das Kunstmuseum Wolfsburg zeigt vom 25.5.–11.8.1996 mit über siebzig Gemälden und Skulpturen die erste große und umfassendste Einzelpräsentation des Künstlers in einem deutschen Museum. Rückblickend auf die letzten 30 Jahre seines Schaffens, zeichnet die Ausstellung die zentralen Themen und Leitmotive aber auch die bildnerischen Facetten und Wandlungen seiner Malerei nach.
An die frühen „Baby“-Bilder und das legendär programmatische Bild „Hört auf zu malen“ von 1966 schließen sich Beispiele seiner agitatorischen Arbeiten aus den frühen 70er-Jahren an. Immendorff, 1945 in Bleckede nahe Lüneburg geboren, erlebt die gesellschaftliche Umbruchsituation der späten 60er-Jahre, die Studentenrevolte und die Proteste gegen den Vietnamkrieg an der Düsseldorfer Kunstakademie in der Klasse von Joseph Beuys und nur konsequent sieht er sein eigenes künstlerisches Handeln, seine Themen aber auch seine Ausdrucksweisen mit den konkreten Lebenserfahrungen verknüpft und engagiert sich als aktives Mitglied in Arbeitsgruppen der KPD/ML. „Ich wollte Künstler werden“ von 1972 oder „Alles geht vom Volke aus“ von 1976 sind bildnerische Statements, die ausdrücken, was er in seinem 1973 erschienenen Buch „Hier und jetzt: das tun was zu tun ist“ als seine künstlerische Position darstellt. Doch anders als viele Vertreter des sozialistischen Realismus entwickelt er einen eigenen Bildkosmos, in dem er aktuelle politische Themen und persönliche Erlebnisse mit Symbolen der Geschichte und eigenen Bildmetaphern collagiert. Vergangenheit und Gegenwart sind für ihn ein unerschöpfliches Reservoir für seine Rechenschaftsberichte in denen er sich selbst, in seiner Rolle als Künstlers innerhalb der gesellschaftlichen Widersprüche kritisch reflektiert.
Katalog
Jörg Immendorff. Bild mit Geduld
Texte von Veit Görner, Jürgen Harten und Pamela Kort (dt./engl.)
24 x 30 cm, 189 S., 58 s/w und 85 farbige Abb.
Wolfsburg 1996
ISBN 3–9804827‑1–5
vergriffen