Menschenbilder
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Welches Bild machen wir uns von anderen Menschen? Was haben sie uns mitzuteilen? Wie treten wir ihnen entgegen? Wie positionieren wir uns ihnen gegenüber, bedingt durch ihr Geschlecht, ihre Hautfarbe, Sprache, Nationalität? Die Ausstellung Menschenbilder mit Werken aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Video, Fotografie sowie Zeichnung von zwölf Künstlerinnen und Künstlern aus zehn Nationen sind sämtlich Schenkungen und Neuerwerbungen aus den letzten beiden Jahren. Sie ermöglichen über Kontinente und Zeiten hinweg Dialoge zwischen unterschiedlichsten Identitäten und Befindlichkeiten, geben Einblicke in Schicksale oder Momente des Glücks.
In der Schau begegnet man “Displaced People” im Hafen von New York, die nach ihrer Flucht aus dem vom Krieg zerstörten Europa auf ihre Einreisegenehmigung warten, man stößt auf skurril anmutende Situationen in Litauen zur Zeit der Sowjetrepubliken, wird zum Voyeur in einem englischen Mod Club, in dem der Lebensstil der 1960er-Jahre wieder auflebt, oder wird mit den Themen Pubertät und Geschlechtsidentität konfrontiert. Klassische Aktzeichnungen korrespondieren mit einem in Metall gegossenem Männerkopf, der vor den Augen der Zuschauenden schmilzt, während eine Fotoserie von gestikulierenden Händen von Migrant*innen nur ahnen lässt, was sie der Fotografin von ihren Erlebnissen, Träumen und Hoffnungen erzählen. Nach Gerechtigkeit fragt das mit Kohle gezeichnete Profilporträt einer schwarzen Person, in deren Schläfe ein rotes Loch klafft. Und die Zukunft ist das große Rätsel für die Jugendlichen, die sich abends am Fuße eines Monuments wie auf einer Insel inmitten der Großstadt Madrid treffen, um sich gegenseitig in ihrer Verlorenheit beizustehen.
Die in Menschenbilder gezeigten Positionen erweitern das thematische Spektrum rund um die Darstellung der Menschen und ihrer diversen Situationen, wie es mit Schlüsselwerken von Christian Boltanski, Bruce Nauman, Beat Streuli oder Cindy Sherman seit den 1990er-Jahren einen Schwerpunkt innerhalb der Sammlung des Kunstmuseum Wolfsburg bildet, und führen es mit neu hinzugekommenen Werken bis in unsere unmittelbare Gegenwart weiter.
In der Ausstellung vertretene Künstler*innen: Eija-Liisa Ahtila (*1959), Ute Behrend (*1961), Serge Attukwei Clottey (*1985), Sylvain Couzinet-Jacques (*1983), François Jacob (*1976), Clemens Kalischer (1921–2018), Christian Keinstar (*1975), Rebecca Lewis (*1970), Anna Malagrida (*1970), Otto Piene (1928–2014), Tejal Shah (*1979), Antanas Sutkus (*1939)
Kurator
Holger Broeker
Kuratorische Assistenz
Dino Steinhof
Presse
Christian Keinstar verblüfft durch sein Selbstporträt, ein Metallguss aus Gallium, dem man in der Ausstellung beim Schmelzen zuschauen kann, wodurch der Kopf zum drastischen Vergänglichkeitssymbol wird.
Michael Stoeber, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 28.10.2021
Menschen verschiedenster Hautfarbe, Nationalität und Religion sind auch in der zweiten Foto-Ausstellung „Menschenbilder“ zu sehen: Bilder von „unerwünschten Personen“ in New York, Hände von Migranten, die über Wünsche in der neuen Heimat erzählen. Es sind Werke aus der Sammlung des Museums. Viele davon sind neu. Highlight der Schau ist die Video-Installation von Sylvain Couzinet-Jacques. Sie zeigt junge Leute, wie sie unter einem Triumphbogen chillen und dauert stolze zwölf Stunden.
Sylvia Telge, Wolfsburger Allgemeine Zeitung, 28.10.2021
In Fotografie, Zeichnug, Skulptur, Malerei und Video öffnen sie Sichtweisen auf Menschen unserer Zeitgeschichte: Lebensweise, politische Verhältnisse, wirtschaftliche Lagen, gesellschaftliche Einstellungen. Sie zeigen Hoffnungen, Sehnsüchte und Schicksale. Insofern ist diese kleine Exposition eine faszinierende Erzählung über Menschen in der Moderne.
Hans Karweik, Wolfsburger Nachrichten, 30.10.2021
Welches Bild sich Menschen von anderen Menschen machen, dem geht die Ausstellung „Menschenbilder“ auf differenzierte Weise mit 57 Werken auf den Grund. Gemälde, Skulpturen, Videos und Fotografien von zwölf verschiedenen Künstlern gehen unterschiedlichen Fragen nach.
Oliver Fricke, Wolfsburger Kurier, 31.10.2021