Ulrich Hensel
Zwischenwelten
Ausstellungsansichten
Infos
Der Düsseldorfer Künstler Ulrich Hensel arbeitet seit fast drei Jahrzehnten mit einer vehementen Stringenz an seinem fotografischen Werk, das sich mit einer hohen Konzentration an hauptsächlich einem Motiv abarbeitet: Baustellen. Es sind Orte, an denen technische, ökonomische und nicht zuletzt auch kulturelle Aktivitäten kulminieren und in dichten Beschreibungen über die Soziologie der Materialien von der Welt erzählen. Die abgelichteten Baustellen mögen zufällig gefunden aussehen, und doch sind sie sorgsam und in langwierigen Recherchewanderungen durch urbane Landschaften ausgesucht. Die Fotografien sind fokussierte „construction scapes“ und zeugen im viel zitierten Zeitalter des Anthropozäns in höchst verdichteter Weise von menschlichen Aktivitäten.
Neben der Faszination für den „Tatort“ Baustelle sind die dargestellten Örtlichkeiten im Grunde jedoch auch ein Vorwand für Hensel, malerisch in und mit seinen Fotografien arbeiten zu können – das verdeutlichen die oft großflächigen Farbfelder der verschiedensten Baumaterialien. Gerade durch ihre malerisch ausgesuchten Farbflächen offenbaren die Fotografien eine mediale Korrespondenz. Sie sind oft nahezu abstrakt, zuweilen minimalistisch: Raster, Punkte, Befestigungsvorrichtungen, Eisengitter, alles breitet sich – bedingt durch die jeweilige Funktion – streng über die Bildfläche aus und rhythmisiert sie. Ulrich Hensels Arbeiten stellen eine singuläre Position in der Fotokunst-Szene dar. Mit der Ausstellung Zwischenwelten bietet das Kunstmuseum Wolfsburg eine erste museale Übersichtpräsentation dieses besonderen fotografischen Werkes.
Kurator
Andreas Beitin
Kuratorische Assistenz
Regine Epp
Publikation
Presse
So kann es vorkommen, dass ausgestemmte Gesteinsbrocken einer zu ersetzenden Betonwand, die durch chemische Prozesse in unwirkliches Blau getaucht sind, den Betrachter plötzlich melancholisch stimmen wie eine uralte, ferne Melodie.
Hannoversche Allgemeine Zeitung, Stefan Arndt, 18.5.2020
Hensels großformatige Fotoarbeiten im Kunstmuseum Wolfsburg sind atemberaubend.
Braunschweiger Zeitung, Florian Arnold, 13.5.2020
Eingefangen wird zwar stets eine Momentaufnahme, die aber durch ihre frontale Ansicht so endgültig wirkt wie ein genau austariertes abstraktes Gemälde.
Deutsches Architektenblatt, 29.6.2020
Es sind einprägsame Eindrücke, die sich dem Betrachter eröffnen. Grelle Farbexplosionen, wilde Materialschlachten, dann wieder nüchterne Beobachtungen – alles in monumentalen Formaten.
Wolfsburger Nachrichten, Eva Nick, 28.4.2020
Die Kombination der beiden durchaus gegensätzlichen Künstler, deren Werke jeweils in eigenen Ausstellungsräumen gezeigt werden, ist ein Glücksgriff. Erst in der Doppelschau offenbart sich die besonders poetische Form einer Fotografie, die eben nicht auf den perfekten Augenblick setzt.
Hannoversche Allgmeine Zeitung, Stefan Arndt, 18.5.2020
Die Schönheit des Alltäglichen, des Profanen rückt Fotograf Ulrich Hensel in riesigen Abzügen in das Blickfeld der Museumsbesuchenden
NDR Kultur, Janek Wiechers, 19.5.2020