Wolfsburg Unlimited. Eine Stadt als Weltlabor

24. 4. — 11. 9. 2016

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Was ist eine Stadt? Was macht sie aus? Was kann sie sein? Diese Fragen hat Ralf Beil nicht nur sich, sondern auch einem Kreis inter­na­tio­naler Künstler und Künst­le­rinnen gestellt, um Deutun­gen und Metamor­phosen Wolfs­burgs zu erkunden. Sieben eigens für die Ausstel­lung entstan­dene Großpro­jekte spiegeln die Stadt im Museum und machen damit die „Stadt als Weltla­bor“ erlebbar.

Ob im Leben oder in der Kunst – zentral ist, dass wir mit Verän­de­rungen bei uns selbst begin­nen, in unserer unmit­tel­baren Umgebung. Deshalb wird die erste große Ausstel­lung von Ralf Beil, seit 2015 Direktor des Kunst­mu­seums Wolfsburg, den eigenen Standort thema­ti­sieren. Der Titel „Wolfsburg Unlimited“ verbindet dabei ganz bewusst unter­neh­me­ri­sche und kreative Energie, Veror­tung und Entgrenzung.

Erstmals wird das gesamte Museum zum Ausstel­lungsort: vom Entrée über die Foyer­flä­chen und Vermitt­lungs­räume bis hin zum Japan-Garten. Bei Julian Rosefeldts Total­in­stal­la­tion in der 16 Meter hohen Ausstel­lungs­halle trifft Contai­ner­ter­minal auf Autokino – im Format 1:1. John Bock reali­siert ein Material­feld mit Filmein­schüssen zu Hans Scharoun und dessen Wolfs­burger Theater. Den Fotoin­stal­la­tionen von Eva Leitolf und Peter Bia­lobrzeski steht ein Raumensemble von Rémy Marko­witsch gegenüber. Ein Schwarz-Weiß-Mural von Didier Rittener sowie ein Klang­fenster von Nevin Aladag runden zusammen mit einem Karus­sell von Janet Cardiff und George Bures Miller den weitaus­grei­fenden und vielge­stal­tigen Parcours zu Stadt, Werk, Welt und Museum ab.

„Wolfsburg Unlimited“ geht es darum, die Geschichte(n) und (Un)Möglichkeiten dieser sehr beson­deren Stadt auszu­loten: Die markanten Raum- und Zeitachsen des 1938 als „Stadt des KdF-Wagens“ gegrün­deten Unter­neh­mens­sitzes mit Wohnan­schluss werden unter­sucht – von der Garten­stadt der 1940er Jahre, den Agglo­me­ra­tionen und Traban­ten­städten der 1960er und 1970er Jahre über die Fußgän­ger­zone Porsche­s­traße der 1970er und 1980er Jahre bis hin zur Eventcity mit Autostadt, Outlet Stores und phæno Science Center ab 2000.

Wolfsburg steht auf besondere Weise für die Reali­täten der Moderne wie der Gegenwart. Die „Haupt­stadt von Volks­wagen“, Sitz eines Weltkon­zerns, ist ein exempla­ri­scher Ort für die zweite Hälfte des 20. und unser 21. Jahrhun­dert, insbe­son­dere in der Spannung zwischen In­dustrialisierung, Mobili­sie­rung und Digita­li­sie­rung, zwischen Masse und Indivi­duum, lokaler und globaler Aktion.

Die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung

Franz Ackermann, Nevin Aladag, Christian Andersson, Peter Bia­lobrzeski, John Bock, Janet Cardiff / George Bures Miller, Christo, Don Eddy, Douglas Gordon, Heinrich Heiders­berger, Peter Keetman, Anselm Kiefer, Pia Lanzinger, Eva Leitolf, Rémy Mar­kowitsch, Marcel Odenbach, Arnold Odermatt, Nam June Paik, Antoine Pesne, Peter Roehr, Didier Rittener, Julian Rosefeldt, Werner Schroeter, Luc Tuymans, James Welling, Charles Wilp.

Die Publikationen

Das Katalog­buch „Wolfsburg Unlimited. Eine Stadt als Weltlabor“, heraus­ge­geben von Ralf Beil im Verlag Hatje Cantz, vereint Essays von Ralf Beil, Marcel Glaser, Manfred Grieger, Stephan Krass, Alexander Klose, Alexander Kraus, Günter Riederer u. a.  Inter­views von Chris­tiane Heuwinkel und Rémy Marko­witsch sowie Dokumen­ta­tionen der Künst­ler­pro­jekte und kuratierten Einheiten in Text und Bild weiten den Horizont nochmals. Und Künst­ler­texte von Peter Bia­lobrzeski, John Bock und Eva Leitolf sowie Quellen­texte von Michel Foucault, Josef Ganz, Sigfried Giedion, Adolf Hitler, Heinrich Nordhoff und Peter Sloter­dijk machen die Publi­ka­tion zu einem Wolfsburg-Kompen­­dium der beson­deren Art. Hardcover, 23 x 28 cm, 352 Seiten, 35 € im Museumshop.

Unsere Unterstützer

Die Ausstel­lung wird von der Volks­wagen Financial Services AG unter­stützt und gefördert durch die Stadt Wolfsburg, die Nieder­säch­si­sche Sparkas­sen­stif­tung, die Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg und Pro Helvetia.

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Pressestimmen

Eine Lehre bleibt – Geschichte hat kein Verfalls­datum
Die erfri­schende Ausstel­lung „Wolfsburg Unlimited” hat das Geschichts­ver­ständnis manch Wolfs­bur­gers irritiert, wenn nicht erschüttert.

Thomas Kruse, Wolfs­burger Nachrichten, 04.11.2016

„Viel […] Dystopie schwingt im zentralen Werk der Schau, einer Großin­stal­la­tion von Julian Rosefeldt, der gekonnt alle Register der ästhe­ti­schen Überwäl­ti­gung zieht. […] Rings­herum hat der Kurator Beil eine inspi­rierte, stellen­weise detail­ver­ses­sene Ausstel­lung gebaut, die geschickt zwischen Dokumen­ta­tion (etwa die Geschichte des ersten VW-Patri­ar­chen Heinrich Nordhoff) und Stadt-Fiktion (zum Beispiel John Bocks Dada-Film-Raum-Instal­la­tion zu Hans Scharouns Wolfs­burger Theater) pendelt. Das hier entwor­fene Wolfsburg-Bild hat Beulen und Schrammen – aber glänzen tut es irgendwie auch.“

Kito Nedo, art Magazin, 01.07.2016

„Kunst­mu­seum Wolfsburg, am Ende der Fußgän­ger­zone. Moderne, Gegen­warts­kunst, Andy Warhol, Anselm Kiefer, Neo Rauch; eine Sensation für eine Mittel­stadt mit gerade mal 123.000 Einwoh­nern. Ralf Beil, der neue Direktor, hat hier zu Beginn seiner Amtszeit eine fulmi­nante Ausstel­lung zusam­men­ge­stellt. “Wolfsburg Unlimited” erzählt die Geschichte der Stadt, die natürlich die Geschichte des Volks­wa­gen­kon­zerns ist. Und Beil bricht mit der Wolfs­burger Tradition des Schön­re­dens, des Verschwei­gens, auch des Vertu­schens von Problemen.“

Nikolaus Doll, Welt am Sonntag, 26.06.2016

„Mehr als nur VW: „Wolfsburg Unlimited“ geht der Geschichte der Autostadt auf den Grund.“

Patrick Weil, arte Journal, 24.05.2016

„In der ehema­ligen Stadt des KdF-Wagens wird dem Käfer-Konstruk­teur Ferdinand Porsche eine nahezu hymnische und vor allem weitge­hend unkri­ti­sche Bewun­de­rung zuteil. […] Dem neuen Kunst­mu­seum-Chef Ralf Beil ist es zu verdanken, dass im Rahmen der Ausstel­lung auch kritische Beiträge zu den Wolfs­burger Säulen­hei­ligen Porsche und Heinrich Nordhoff Eingang in die Diskus­sion finden konnten.“

Thomas Kruse, Wolfs­burger Nachrichten, 25.05.2016

„Beils Künstler beleuchten manch dunkle Seite der Wolfs­burger Geschichte und sie reflek­tieren das Modell Wolfsburg, ja machen es manchmal erst kenntlich: So die Rolle des Autos für die wirtschaft­liche Prospe­rität in Deutsch­land und den kultu­rellen Überbau, den man sich damit leisten kann. […] schließ­lich ist auch das Kunst­mu­seum selbst mittelbar das Ergebnis des durch VW erwirt­schaf­teten Wohlstands. Unter den gegebenen Umständen funktio­niert dieses private Modell besser als manch derzeit finan­ziell kurzge­hal­tenes, öffent­li­ches Museum. Das zeigt aktuell auch die anspruchs­volle, aufwen­dige und opulente Ausstel­lung zu Wolfsburg.“

Ronald Berg, Kunst­forum Inter­na­tional, 20.05.2016

„Was für eine Ausstel­lung! 4500 Quadrat­meter „Weltlabor“, wie es Museums­di­rektor Ralf Beil nennt. Ein echter Coup in diesen Zeiten – als hätte er alles voraus­ge­ahnt. […] Gibt es Wolfsburg in zwanzig Jahren noch? […] Wenn nein: Dann sollte man wenigs­tens diese Ausstel­lung retten, die so viele Geschichten erzählt. Die, und das ist anders, als es sonst hier immer war, die negativen Kapitel der großen, bunten Wolfsburg-Story nicht ausblendet. […]. Ralf Beil […] zeigt Wolfsburg, wie es wirklich ist, war, vielleicht auch erst noch werden soll. Hässlich, großartig, voller Konflikte, liebens­wert, erfolg­reich, desil­lu­sio­niert, skandalös, großartig.“

Ulrich Exner, Die Welt, 02.05.2016

„Maikäfer“ sollte er heißen und modern sollte er sein: 1931 erfand Josef Ganz den ersten Volks­wagen […]. Der Schweizer Künstler Rémy Marko­witsch hat sich mit der Geschichte von Ganz und VW beschäf­tigt – als Beitrag zu einer großar­tigen Ausstel­lung, die dem Mythos VW und seiner Werks­stadt auf den Grund geht.“

Silke Müller, STERN, 28.04.2016

„…eine Ausstel­lung, die die Kultur‑, Kunst- und Sitten­ge­schichte der VW-Stadt seziert, vom Einbaum, mit dem die Vorfahren der Wolfs­burger vor 3000 Jahren das Urstromtal der Aller befuhren, bis zum Beken­ner­video von Martin Winter­korn aus dem September 2015, in dem der damalige VW-Chef schweiß­ge­badet zugibt, Millionen Kunden betrogen zu haben.“

Christof Siemes, Die Zeit, 28.04.2016

„Der neue Direktor des Kunst­mu­seums Wolfsburg, Ralf Beil, hat eine Ausstel­lung insze­niert, die viele Besucher sprachlos machen wird. Ein geradezu ausufernder Mix aus Kunst­werken, Dokumenten, Fotogra­fien, Archi­tek­tur­mo­dellen, Werbe­kam­pa­gnen und Filmen – rund um die Stadt Wolfsburg und den von ihr dominierten Konzern. […] Die Ausstel­lung zeigt mit großar­tigen und oft beklem­menden Dokumenten, wie sich Wolfsburg von der Modell­stadt des Natio­nal­so­zia­lismus zur Muster­stadt des Wirtschafts­wun­ders entwi­ckelte, zur Metropole der zumeist italie­ni­schen Gastar­beiter, zum Testfeld der Bewäl­ti­gung von Globalisierungskrisen.“

Rudolf Schmitz, Deutsch­land­radio Kultur, 21.04.2016

„Wolfsburg Unlimited“ funktio­niert auf zwei Ebenen. Den funkelnden künst­le­ri­schen Assozia­tionen und der chrono­lo­gi­schen Darstel­lung, die mitunter genauso bizarre Blüten treibt.“

Simone Reber, SWR2, 21.04.2016

„Julian Rosefeldts neueste Insze­nie­rung präsen­tiert sich nicht länger als reine Projek­tion, sie bekommt ihr eigenes Setting […,]. Mit echten Autos, echtem Popcorn, echten Beton­platten, zwischen denen kümmer­liche Gräser sprießen. In dem hochar­ti­fi­zi­ellen Schur­ken­stück des Berliner Video­künst­lers mit dem bezeich­nenden Titel „The Swap“ geht es um Autos, Geld und taktische Manöver, gespielt mit der Inbrunst des ameri­ka­ni­schen Kinos. Midwest”, so der Titel des Ensembles, beschreibt mit allego­ri­schen Mitteln ziemlich genau, was gerade in Wolfsburg geschieht in dem großen Abgas­skandal. Die überwäl­ti­gende Instal­la­tion bildet den Mittel­punkt der Großaus­stel­lung „Wolfsburg Unlimited“…

Nicola Kuhn, Der Tages­spiegel, 27.04.2016

„Wie lässt sich eine Stadt ausstellen? Wie lassen sich Vergan­gen­heit, Gegenwart und Zukunft einer Stadt­ge­schichte vereint darstellen? Das, was auf den ersten Blick nahezu unmöglich erscheinen mag, reali­siert Ralf Beil, seit 2015 Direktor des Kunst­mu­seums Wolfsburg. Im Rahmen von „Wolfsburg Unlimited. Eine Stadt als Weltlabor“ werden erstmals ausnahmslos alle Räumlich­keiten des Museums bespielt. […] „Wolfsburg Unlimited“ entgrenzt und erzählt die Geschichte Wolfs­burgs neu…“

Shantala Sina Branca, www.art-in.de, 27.04.2016

„Diese Stadt, so legt die Ausstel­lung nahe, ist beides. Einzig­artig und exemplarisch.“

Verena Lueken, Frank­furter Allge­meine Zeitung, 26.04.2016

„Dass diese Stadt buchstäb­lich auf Gedeih und Verderb mit dem Volks­wagen-Konzern und seiner NS-Geschichte verbunden ist, wird zu einem überra­schenden Quell zahlrei­cher künst­le­ri­scher und kurato­ri­scher Inspi­ra­tionen. […] Themen­räume von Rémy Marko­witsch oder Janet Cardiff und George Bures Miller sowie Erwei­te­rungen in den Stadtraum machen diese Ausstel­lung zu einem furiosen Neubeginn in der Geschichte des Kunstmuseums…“

Carsten Probst, Deutsch­land­funk, 25.04.2016

„Wenn man die Ausstel­lung verlässt, sieht man Wolfsburg mit anderen Augen. Es scheint so, als wäre die ganze Stadt ein Museum, als wäre jede Siedlung, jedes Gebäude, das hier in den 78 Jahren seit der Stadt­grün­dung entstanden ist, ein Exponat darin.“

Ulrike Knöfel, Der Spiegel, 23.04.2016

„Wolfsburg Unlimited“ sprengt die Grenzen der gesicherten Fakten, setzt den Sorgen um die Zukunft von Werk und Stadt Visionen entgegen. Eine maritime Stadt lässt Beil im Museums­foyer entstehen. Großfor­ma­tige Fotogra­fien zeigen, wie die „Sommer­schwäne“ der Autostadt mit ihren Gästen zum Kunst­mu­seum, vorbei an Phaeno und Rathaus schwimmen.“

Hans Karweik, Wolfs­burger Nachrichten, 22.04.2016