Artist’s Statement: Bharti Kher
Bharti Kher (*1969) ist als einzige Künstlerin der Ausstellung Facing India in der Diaspora in London geboren. Seit 1992 lebt sie in Indien und blickt aus einer doppelten Perspektive auf die patriarchalische Gesellschaft ihres Landes. Ihre Arbeiten resultieren aus der Beobachtung ihrer alltäglichen Umwelt, deren Gegenstände, Objekte und Merkmale sie als Objet trouvé oder Readymade in neue Sinnzusammenhänge überführt. Entscheidende Identitätszeichen indischer Frauen, wie das Bindi, der Sari oder die Armreifen, werden zum Material und suggerieren trotz der Abwesenheit des Körpers eine Anwesenheit des Weiblichen. Nicht Reproduktion, sondern Suggestion ist das Anliegen Bharti Khers. So setzt sie sich in ihrem Werk mit klassischen Material- und Kompositionsfragen auseinander, scheut sich als bekennende Feministin aber auch nicht vor klaren gesellschaftskritischen Aussagen. Ihr schwarzer Deaf Room steht für die verstummten Stimmen unzähliger Frauen, während es sich bei ihrer Arbeit Six Women um die geschundenen Körper von Sex-Arbeiterinnen aus Kalkutta handelt. Bharti Kher sprengt die Grenzen des traditionellen indischen Frauenbildes und lässt Frauen multiple Identitäten annehmen, vorzugsweise als starkes Geschlecht.