LIFA-Kolloquium zur Ausstellung Macht! Licht!
Physik, Metaphysik und die Politik des Lichts
Eine Veranstaltung des Kunstmuseum Wolfsburg und LIFA in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Bildenden Künste Saar anlässlich der Ausstellung Macht! Licht!
Leben ist für den Menschen ohne Licht nicht möglich. Innerhalb der vergangenen 150 Jahre hat die Zivilisation unterschiedlichste Möglichkeiten geschaffen, das natürliche Licht zu ersetzen und das Spektrum der technischen Lichtquellen zu erweitern. Die globale ökonomische und kulturelle Entwicklung wäre ohne künstliches Licht so kaum denkbar gewesen. Einerseits stellen künstliche Lichtquellen eine Grundbedingung des modernen gesellschaftlichen Lebens dar, andererseits sind mit dem permanenten und exzessiven Einsatz von künstlichem Licht zahlreiche negative Auswirkungen verbunden. Parallel zur Ausstellung Macht! Licht!, in der anhand verschiedener Aspekte (z.B. ökologisch, sozial, militärisch, überwachungstechnisch, politisch) ein ganzes Spektrum an künstlerischer Verwendung von Licht präsentiert wird, erörtert das Kunstmuseum Wolfsburg in Kooperation mit Light in Fine Arts (LIFA) im Rahmen des Kolloquiums zahlreiche historische, physikalische, philosophische und vor allem künstlerische Dimensionen von Licht.
Anmeldung: per E‑Mail unter LIFA_2022@kunstmuseum.de
Die Veranstaltung wird über folgenden Link digital übertragen:
https://www.youtube.com/channel/UC1FlnfAasSQYdk_6b7me2wQ
Tagungsprogramm:
Donnerstag, den 24. März 2022
14 Uhr – Begrüßung: Dr. Andreas Beitin (Direktor Kunstmuseum Wolfsburg und Kurator der Ausstellung Macht! Licht!)
Panel I – 24.3.22
Lichtwellen und Datenströme (im selbstleuchtenden Apparat)
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Natur des Lichts hält an: In der Quantenoptik, Photonik bis zur Chronobiologie werden neue Forschungsbereiche aufgebaut und bestehende weiterentwickelt. Dadurch eröffnen sich auch für die Lichtkunst zusätzliche Anwendungsfelder. Diese Optionen, die uns innovative Theorien und Praktiken des Lichts bieten, erweitern die künstlerischen Möglichkeiten. Aber auch die Entwicklung neuer Technologien in der Kette Lichtquelle, Optik und Lichtsteuerung werden von den Künstlern*innen aufgegriffen und für eigene Lösungen genutzt.
Statements:
14.30 Uhr – Physik des Lichts. PD Dr. Martin Frimmer (Physiker, ETH Zürich)
15.15 Uhr – Die Elektrifizierung der Lichtskulptur. Prof. Daniel Hausig (Künstler, HBK Saar)
16 Uhr – Pause
16.30 Uhr – Lichtkunst im Anthropozän: ästhetische und ethische Perspektiven. Idis Hartmann (Kunsthistorikerin, ZKM Karlsruhe)
17.15 Uhr – Besichtigung der Ausstellungen Macht! Licht!, Menschenbilder und True Pictures? LaToya Ruby Frazier
Abendvortrag
19 Uhr – Enlightment. Politische Missstände und die Grenzen ihrer Darstellbarkeit. Prof. Dr. Ulrike Gehring (Kunsthistorikerin, Universität Trier)
Panel II – 25.3.22
Politics of Light – Light of Politics
Während früher künstliches Licht ausschließlich positiv konnotiert war und als Symbol des modernen Lebens galt, tauchen im 20. Jahrhundert auf der reinweißen Weste des Lichts zunehmend dunkle Flecken auf: Licht muss heute trotz aller technischen Weiterentwicklung auch mit Lichtverschmutzung, Artensterben oder der sogenannten weißen Folter in Verbindung gebracht werden. Die Ausstellung Macht! Licht! im Kunstmuseum Wolfsburg zeigt hierzu künstlerische Positionen.
9.30 Uhr – The Politics of Light. Jo Joelson (Künstlerin, Wissenschaftlerin und Autorin)
10.15 Uhr – Städte im Licht – Lichtmasterpläne. Ulrike Brandi (Lichtplanerin, Hamburg)
11 Uhr – Pause
11.30 Uhr – Langsames Licht. Siegrun Appelt (Künstlerin, Wien)
12.15 Uhr – Macht und Licht. Dr. Andreas Beitin (Kunsthistoriker, Wolfsburg und Berlin)
13 Uhr – Mittagspause
Panel III – 25.3.22
Licht, Mythen und Dystopien
Die Erlösung durch Licht gehört zu den ältesten Mythen der Menschheit: Jeder Sonnenaufgang bedeutete immer auch eine Wiedergeburt der Welt. Mit der Erfindung des elektrischen Lichts konnte diese Erlösung an jedem Ort und zu jeder Stunde inszeniert werden. Auf den Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts, auf den Theaterbühnen der 20er Jahre, dem NSDAP–Parteitag in Nürnberg, den Lichtchoreografien der 50er Jahre bis hin zu den geheimnisvollen Dunkelräumen unserer Tage – die metaphysische Wirkmacht des Lichts wird von Künstler*innen (auch befördert durch die technischen Innovationen) nach wie vor gesucht, aber auch infrage gestellt.
14 Uhr – Die Verlichtung der Aufklärung. Prof. Dr. Christian Bauer (Designtheoretiker und Philosoph, HBKsaar).
14.45 Uhr – Auswirkungen des Blue Port auf die Insektenvielfalt. Nana Petzet (Künstlerin, Hamburg)
15.30 Uhr – Pause
16 Uhr – Die räumliche Betrachtung der Lichtverschmutzung. Dr. Annette Krop–Benesch (Chronobiologin, Berlin) – online dazugeschaltet
16.45 Uhr – Das große Licht: Der Lichtdom von Albert Speer. Prof. Dr. Anne Krauter Kellein (Kunsthistorikerin, HdK Bern)
17:30 Uhr – Little Sun. Kleines Licht – große Wirkung. Ein Projekt von Ólafur Elíasson. Felix Hallwachs (Direktor Little Sun, Berlin)
18 Uhr – Abschlussdiskussion
Das Kolloquium ist unserem geschätzten Fachkollegen Michael Schwarz (1940 – 2021) gewidmet.
Impressum:
Veranstalter: Kunstmuseum Wolfsburg und LIFA in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Bildenden Künste Saar
Konzeption: Andreas Beitin, Holger Broeker, Daniel Hausig und Michael Schwarz (†)